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Menschen. und ich
Gedichte zu Menschen im Allgemeinen und Besonderen



Das Foto/(in der Erinnerung)


Sturmzerzaust stemmst Du mir
Dich
frech auf peitschiger Wiese
die Zunge
entgegen

Dein Glück war mein Zelt
umtost aber warm
und gemütlichlieb heiß
in sonnigem Gelb
wie Dein Lächeln und Kleid

Ich habe mich eingerollt
in Deiner Liebe
und sie blähte sich auf
der Stoff spannte sich
und Du stiegst
auf und hinaus
winkst mir zum Abschied
und das Lachen glitzert Dir
noch im Auge

Und der Sturm reißt dich fort.
Hängt der Ballon
jetzt schlaff und zerfetzt
in einer Tanne am Berg?

Ich sehe Dich
lieber
am Himmel reitend
hinausgebeugt
über den Korb
und die Landschaft bestaunend

Ich schließe die Augen
und höre Dein Lachen.

****

Claudia

du beutelst und springst
und trotzt
dich dahin
du schüttelst dein haar
und fragst dich
warum
ich weiß es nicht
was sonst
kann ich noch sagen?

die fragen sind
in der welt
dass du sie stellst
aber ohne die antworten
leben kannst
zeugt
- versteh mich nicht falsch
von Größe

****

Es gibt so wenig Menschen
die mir wichtig sind
auf die ich nicht
ganz schnell
verzichten könnte
die ich nicht
als federleicht
gewichten könnte
über die ich nicht
ganz ohne Hemmungen
richten könnte
deren Weggehen mich
nur irgendwann
vernichten könnte

Es gibt so wenig Menschen
dir mir richtig sind
von denen ich
dir Schönes nur
berichten könnte
deren Anblick je
mein dunkles Herz
belichten könnte
die ich
in meinen Lieblingsträumen
sichten könnte
mit denen ich
mein Butterbrot
beschichten könnte

Es gibt so wenige
davon
Ein paar jedoch
hab ich
schon


****

als gebäude
wäre ich ein zelt
ich biete mir
zwar schutz
vor regen
kälte, sturm
doch darf
das gewitter
nicht zu heftig sein
sonst friere ich
durchnässt
im zug
nur wartend
auf den morgen

****

nicht eins zu sein
mit mir
den ich
verachte
scheint mir
zur Zeit
der einzige Trost
zu sein
es fragt sich nur
für wen?

****

Im Grunde
atme ich
und esse ich
und schlafe
Aber sonst?

Im Grunde
braucht die Welt
mich nicht
und ich sie
Aber was sonst?

Im Grunde
müsste ich
also
nicht leben
Aber was denn sonst?

****

An einer winterlich
beschlagenen Scheibe
steht das Wort
Ich
von rechts
nach links
lese ich Ich
verkehrt

Ich steht
auf der anderen Seite
wo auch sonst
sollte Ich sich
befinden
Schließlich habe
das Wort
Ich
nicht geschrieben

Wahrscheinlich
fehlt mir der Mut
das Wort
Ich
so als Zeichen
zu hinterlassen

Epilog:
Später stehen dort
auch
Wer?
und
Du
Diesmal steht Ich
auf der richtigen Seite